Kirchenchor Herz-Jesu Hordel

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Turbulente Jahre!  

Unter dieses Motto möchte ich die Rückschau auf die Jahre stellen, die unser Kirchenchor erlebt hat. 95 Jahre sind eine lange Zeit, und ich denke, wir können sehr stolz darauf sein.

Der Chor wurde 1911 in der Herz-Jesu Pfarrei von ein paar sangesfreudigen Männern gegründet. Die Leitung hatte Herr Lehrer Dierkes, dem Herr Lohmann und Herr Jungewelter folgten. Im Jahre 1919 wurde die Gesangsgruppe aus der Jungfrauen-Kongregation in diesen Knaben- und Männerchor übernommen. Jetzt gab es in Hordel einen gemischten Kirchenchor. Leider ist aus dieser Zeit nicht sehr viel übermittelt, die Unterlagen sind in den Kriegswirren abhanden gekommen. 1936 stellte der Kirchenchor seine Arbeit  wegen der Schwierigkeiten, die den kirchentreuen Gläubigen durch das menschenverachtende System der Nationalsozialisten bereitet wurden, und aufgrund des 2. Weltkrieg ein. Allein die Sängerinnen aus dem Jungfrauenverein übernahmen von da an bis zum Kriegsende seine Funktion.

Gleich nach Ende des Krieges bemühten sich  Heinrich Knopp und  Hans Meurer um die Neubelebung des gemischten Chores. Im Spätsommer 1945 begannen wieder gemeinsame Proben mit dem Jungfrauenchor. Schon am Christkönigsfest im Oktober wurde das „Gloria, Sanctus und Benedictus“ aus der Missa brevis von Hermann Schröder vierstimmig gesungen. Die Leitung hatte Karl Franzen. 1946 wurde Heinrich Knopp 1. Vorsitzender. Damals mussten die Chorsänger noch für das Beheizen des Probenraumes sorgen, was zum Glück nicht so problematisch war, da viele Mitglieder Bergleute waren. Es gab auch  noch  keine Verbindung außer dem „Hohlweg“ von „Oberhordel“ nach „Unterhordel“. Doch dieses schreckte die Chormitglieder nicht ab, und so konnte man am Weihnachtsfest 1946 schon die Rheinberger-Messe singen. Karl Franzen blieb bis 1953 Dirigent, dann kam wieder ein hauptamtlicher Organist, Heribert Halbe, der auch die Leitung des Chores übernahm. Unter ihm stieg die Mitgliederzahl auf 40 Sängerinnen und Sänger an. In Zusammenarbeit mit dem Kirchenchor aus Marmelshagen sang der Chor zum 25jährigen Priesterjubiläum von Pastor Kettler eine sechsstimmige Messe von Karl Kraft und die Kantate „ Ich will singen von der Gnade des Herrn“ von Georg Friedrich Händel unter Mitwirkung von Solisten und Streichorchester. In diese Zeit fällt auch die Aktion „Orgelpfeifen“, in der durch Engagement und Einsatz der Chormitglieder 15000 DM für eine neue Orgel gesammelt wurden. Da 1957 der Vorsitzende Josef Köhler  bei einem tragischen Verkehrsunfall ums Leben kam, wurde 1958 Heinz Böhm zum Vorsitzenden gewählt. 1959 verließ Heribert Halbe die Gemeinde, und es kam Wolfgang Volmer, dann nach einem Jahr  KMD Prof. Hömberg, der aber nur kurze Zeit blieb.
Jetzt musste der Chor streckenweise ohne Chorleiter durchkommen, und daher sank die Mitgliederzahl rapide. 1963 gelang es einigen Chormitgliedern, Wolfgang Volmer zu überreden, neben seinem Kirchenchor in Gelsenkirchen auch noch unseren Chor zu übernehmen. Diese Leitung währte mit einer Unterbrechung zwischen 1972-1976 durch Willi Verhasselt bis zum Jahre 1990. Unter dem engagierten Dirigat von Wolfgang Volmer gestaltete der Kirchenchor jedes Jahr ein Adventskonzert, ein Maisingen und viele Aktivitäten. Durch die Zusammenarbeit mit seinem Chor in Gelsenkirchen konnten wir auch größere Messen aufführen, was uns bei unserem 70-, 85- und 90jährigen Jubiläum sehr zugute kam.

Im Februar 1990 wurde Herr Georg Pawlega Pfarrer in der Herz Jesu Gemeinde, nachdem Pastor Eggemann aus Krankheitsgründen in Pension gegangen war. Mit Pfarrer Pawlega kam ein neuer Organist und Chorleiter, Martin Lunkenheimer, der frischen Wind in den Kirchenchor brachte. Er hat uns in den drei Jahren, in denen er hier war, sehr viel abverlangt und auch ein anderes Verständnis für die Musik beigebracht. Unser Chor konnte einen starken Zulauf von jungen Leuten verzeichnen, die heute noch als eigenständiger Jugendchor in der Gemeinde aktiv sind. Im Juli 1993 wurde Karla Hermann Organistin und Chorleiterin; leider kam sie Ende Juli bei einem Verkehrsunfall ums Leben, und so standen wir wieder alleine da. Pfarrer Pawlega knüpfte Kontakt zu Angela Welp, die ab August 1993 die Chorleitung nebenamtlich übernahm. Nach dem Tode von Pfarrer Pawlega im Mai 1995 wurde unsere Kirchengemeinde der Pfarrei St. Nikolaus von Flüe unter Pfarrer Ludger Toups angeschlossen, dieser wurde am 2. Februar 1996 als Pfarrer eingeführt. Gleichzeitig kam hauptamtlich Patricia Kohlhof als Chorleiterin zu uns, die aber nur bis September bei uns blieb. Sofort war Angela Welp wieder bereit, unseren Chor zu leiten, was sie auch bis November 1998 mit Engagement und Freude tat. Die ständige Finanznot im Bistum Essen führte dazu, dass durch Honorarkürzungen ihr Einkommen den Aufwendungen für die Chorleitung nicht mehr gerecht wurde. Am 29.11.1998 verabschiedete sich Frau Welp daher in unserem Adventskonzert vom Chor und der Gemeinde. Nahtlos übernahm Bernd Sägebarth-Backwinkel die Leitung unseres Chores bis zum Jahresende 2004.

Ab Januar 2005 wurde unser Chorleiter nicht mehr von der Kirchengemeinde bezahlt. Daher haben wir uns im Laufe des Jahres selbständig gemacht. Wir haben einen e.V. gegründet und verwalten uns seit November selbst. Von Januar bis Mitte September übernahm Johannes Groß die Leitung des Chores. Er knüpfte an die musikalischen Ansprüche von Herrn Lunkenheimer an, d.h. es wurde auf Phrasierungen geachtet, die Aussprache verbessert, es gab wieder ein piano und ein forte. Leider ließ ihm sein Studium nicht die Zeit, uns dauerhaft zu fördern. Er ist aber nach wie vor aktives Mitglied unseres Chores und springt im Notfall immer ein.

Im September konnten wir dann Roman Puck für unser Projekt "Geistliches Konzert im Advent 2005" gewinnen. Er hatte als A-Musiker hohe Ansprüche und Erwartungen, zumal er als langjähriges Mitglied bei den Regensburger Domspatzen unter der Leitung von Herrn Georg Ratzinger eine Vorstellung von ansprechender chorischer Leistung entwickelt hatte und sein Wissen zumindest teilweise an uns weitergeben konnte. In wenigen Wochen hat er uns sehr viel beigebracht und jedem einzelnen Sänger stimmliches Selbstbewusstsein vermittelt - mit entsprechend positiven Auswirkungen auf unseren Chorklang und die Gemeinschaft. Allein unsere Aussprache wurde ständig trainiert und verbessert; immer bemüht, den "Ruhrpott-Slang" bzw. die "lokale Färbung der Vokale" auszumerzen. Unter seiner Leitung haben wir dann im Dezember das Geistliche Konzert gesungen, mit 2 großen Kantaten und einem Abendlied der Bach-Familie, einem Kyrie von Rheinberger sowie einem Choral aus dem Weihnachtsoratorium von J. S. Bach. (Unter anderem fand hier auch die Welturaufführung der Kantate "Nun komm der Heiden Heiland", BWV 61 mit von Roman Puck im Stile Bachs rekonstruierten Oboenstimmen statt.) Insgesamt hatten wir dafür nur 3 Monate Zeit zum Proben, d.h. Sonderproben für Chor, Chorleiter und Solisten ohne Ende, aber wir sind stolz darauf, es gemeinsam geschafft zu haben. Unser Konzert fand als ökumenisches Ereignis in der Ev. Versöhnungskirche in Bochum-Hordel statt und war sehr erfolgreich. Leider verließ uns Herr Roman Puck Ende Dezember, da er eine neue Stelle in Bayern antrat.

Unter der Leitung von Holger Klein haben wir mit Herrn Ralf Borghoff die Dvořák-Messe in D-Dur geprobt, die wir am 17. Dezember 2006 in der Ev. Kirche, Bochum-Hordel aufgeführt haben. Anlass war unser  95jähriges Chorjubiläum, das wir mit dem Adventskonzert verbunden haben. Die Proben haben sehr viel Spaß gemacht, da wir weiterhin sehr gefordert wurden. Es kam keine Langeweile auf, besonders da wir die Stücke ordentlich geprobt haben und gleichzeitig die nötige Technik vermittelt bekamen. Nun endete die Zusammenarbeit mit Herrn Borghoff. Wir haben am 29.12.2006 in Geseke diese Messe noch einmal mit viel Erfolg gesungen und auch am 14.01.2007 in St. Franziskus-Solanus, Dortmund noch einmal zusammen aufgeführt.
Seit dem 19. Dezember 2006 haben wir einen neuen Chorleiter. Herr Sergey Myasoedov kommt aus Gelsenkirchen. Nun müssen wir uns wieder an eine ganz neue Art der  Chorleitung gewöhnen, aber inzwischen ist die Chorgemeinschaft so flexibel, dass wir da keine Probleme sehen. Die vielen Chorleiterwechsel haben die Chorgemeinschaft zusammengeschweißt und unser Engagement gestärkt.  Unsere Aktivitäten sind  in den  letzten 3 Jahren nicht weniger, sondern eher mehr geworden. Im Oktober 2007 wurde unser Pfarrheim geschlossen und der Treffpunkt der Vereine der Kirchengemeinde in die Räume des ehemaligen Kindergartens bei der St. Barbara-Kapelle verlegt. Unser Kirchenchor bekam keine Erlaubnis, dort zu proben. Nach Rücksprache mit der Stadt Bochum bekamen wir die Genehmigung, den Musikraum der Grundschule Hordel an der Hordeler-Heide zu nutzen. Dort treffen wir uns weiterhin jeden Dienstag um 19:30 Uhr zu unseren Proben. 
Das Jahr 2008 war sehr erfolgreich mit 26 Auftritten in Castrop-Rauxel, Datteln. Herten, Gelsenkirchen, Allendorf/Sundern, Herne, Bochum u. a. auch in den direkten Nachbargemeinden Herz-Jesu Hamme, St. Barbara Röhlinghausen und Herz-Mariä Günnigfeld.
Auch das Jahr 2009 war wieder sehr arbeitsreich. Mit 26 Auftritten, allein im April 4 und September 5, waren wir sehr gut beschäftigt. Highlight war die Mitgestaltung der Monatswallfahrt in St. Marien, Bochum-Stiepel; die 3,5 Stunden gehen wie in Flug vorbei. In diesem Jahr wurde auch der Flötenkreis gegründet, der bei Bedarf in Gottesdiensten und Messen spielt, selbstverständlich auch in unserem Adventskonzert.
Im Jahr 2010 gingen die Aktivitäten in Gottesdiensten und Messen weiter. Inzwischen haben wir schon feste Termine in Datteln und Castrop-Rauxel. Auch die Monatswallfahrt in St. Marien, Bochum-Stiepel konnten wir wieder mit begleiten. Jetzt planen wir auch schon unser 100jähriges Jubiläum am 8. Oktober 2011.
Am 4. Oktober 2010 starb plötzlich und unerwartet unser 1. Vorsitzender Herr Heinz Leusch. Er hat eine große Lücke in unserer Chorgemeinschaft hinterlassen, er fehlt uns sehr.

Kommen Sie zu uns, wir proben jeden Dienstag um 19:30 Uhr und freuen uns auf Sie!

Herr, lass mich eine Saite sein   
an deinem Instrument.
Bring sie zum Schwingen,
dass allein sie dich erzählt und nennt.


Jutta Gisevius

2. Vorsitzende